Zeit um Einzuspringen

Manchmal trifft man auf dem Sportplatz richtige Schweizer Bünzli, denen es wichtiger ist, wichtiger als alles andere auf der Welt, dass der Zeitplan eingehalten wird, auch auf Kosten der Zeit für die Athleten, koste es, was es wolle.

An dieser Stelle ein kleiner Einschub. Der folgende Text ist mit einer Prise Humor zu verstehen, verstanden Huuumoooor, und betroffen fühlen dürfen sich nur 0.006% der Kampfrichter, dafür die so richtig. Man erkennt sie in der Regel sehr einfach: Sturheit, fehlende Empathie, kann endlich einmal die „Macht“ ausleben, die sonst nur andere Menschen ihn haben spüren lassen.

Es wird immer dann gefährlich, wenn jemand aus der Mitte oder von Unten in der Nahrungskette an die Macht kommt. Löwen, Wölfe, Haie oder Adler, haben praktisch keine natürlichen Feinde und die Welt lebte sehr lange gemütlich vor sich hin. Als der Mensch aber in der Nahrungskette aufsteigen konnte… da begann für den Rest der Natur der Terror. So ist es auch mit zu Hause oder im Beruf unterdrückten Menschen, denen man auf dem Sportplatz die Macht gibt.

Es gibt (zum Glück immer seltener) Kampfrichter (und Schiedsrichter), die wurden nur dazu auf die Welt gesetzt, mahnend auf die Uhr zu zeigen und zu sagen: „In 5 Minuten müssen wir beginnen.“

Das ist kein Problem, wenn die Athleten genügend Zeit zum Einspringen hatten, ABER: Wenn es einen vorgängigen Wettkampf gab und man nur die Zeit zum Einspringen bekommt zwischen dem Ende der vorangehenden Stabhoch-Serie und dem exakten, von Gott diktierten, unumstösslichen Startzeitpunkt der eigenen Serie , was auch einmal nur 20 Minuten sein können, dann geht mir der Deckel hoch.

Was ich dann einem solchen Kampfrichter beizubringen versuche, hat dieser Kollege sehr schön auf den Punkt gebracht:

Quelle: walter-trevino Officiating the Pole Vault – PowerPoint PPT Presentation

Richtig: Wenn ein Weitspringer nur 2 oder 3 Versuche zum Einspringen erhält, dann springt er danach im Wettkampf einfach ungültiger als üblich, er wird den Balken nicht so genau treffen. Schade um den Wettkampf aber mehr – im Sinne von Unfällen – passiert nicht. Der Weitspringer hat auch nicht das Problem, dass er in der Regel mit einem weicheren Stab einzuspringen beginnt, dann einen nächsten nimmt usw., dass er das aus 1-2 Anlauflängen tut und so inklusive Vorübungen in der Summe etwa 7-10x auf der Anlaufbahn stehen können sollte. Wenn ein Stabhochspringer sich nicht ordentlich einspringen kann, wird es sehr rasch sehr gefährlich. Und genau das ist es, was diese Typen, die uns zur „Pünktlichkeit“ ermahnen, obwohl sie uns gleichzeitig nicht genug Zeit geben, nicht begreifen….

Spürt man, dass ich mich daran ereifere? Der Kessel dampft.

Man sollte jeden Kampfrichter, der den Springern aus Gründen des Zeitplans nicht genug Zeit zum Einspringen gibt, Abmahnen (ja, Abmahnen im juristischen Sinne), dass sie persönlich die Haftung tragen werden, wenn in der Folge etwas passiert.

Es gibt übrigens keinen Unterschied im Zeitbedarf zwischen Anfängern, Fortgeschrittenen und Profis, sondern das unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Profis erhalten rund 60-70 Minuten (Weltklasse Zürich z.B. 75min abzgl. 7min Athletenpräsentation, also etwa 68 Minuten, für ca. 12 Athleten).

Weshalb reichen 45 Minuten nicht? Man rechne einfach 45 Minuten durch 12 Athleten, ergibt 2:45min. Nun das noch durch sagen wir 8 Sprünge, ergibt 20.64 Sekunden. 20,64 Sekunden pro Athlet pro Sprung vom Moment, wo er die Anlaufbahn irgendwie frei bekommt und das Seil für ihn auf die richtige Höhe gestellt wird (alleine das dauert 10 bis 20 Sekunden) bis er die Matte verlassen hat. Das ist nicht realistisch.

Als Richtschnur: 5 Minuten pro Teilnehmer, sprich 60min effektive Zeit bei 12 Athleten. Das ergibt eine Call-Room Zeit von etwa 75min vor Startzeit.